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Auf den Geschmack kommen

27. Juni 2023

Die Gestaltung eines kulinarischen Ortes ist für Architekt*innen und Interiordesigner*innen immer eine besondere Herausforderung: Einerseits kann man sich kreativ austoben, andererseits muss man haarscharf ins Schwarze treffen, um einladend zu wirken und auf sich aufmerksam zu machen. Denn ganz gleich, was auf der Speisekarte steht: Das Auge isst immer mit.


von Barbara Jahn

 

 


Nach zwei Jahren als PopUp-Store wurde es Zeit für eine fixe Bleibe: der neue Wiener Eissalon Helli & Leo im 2D-Look.
© Helli & Leo

 

Appetitanregend müssen sie sein. Außergewöhnlich auch. Und am besten alternativ. Dieses Triple-A braucht es in der Gastronomie, um als „angesagt“ bezeichnet zu werden. Ob Fine Dining, Kult-Restaurant oder Eisdiele – allen gemeinsam ist das ehrliche Bemühen um die Gäste. Gunst und Kunst liegen gerade hier sehr nahe beieinander. Wir zeigen drei Beispiele, wie es gehen kann.

 


Zwischen zwei Dimensionen: Das Interieur des Eissalons spielt auf raffinierte Art mit optischen Täuschungen.
© Tim Walker


Allein Bio-Eis klingt schon verführerisch. Doch der neue Wiener Eissalon Helli & Leo, benannt nach den Eltern des Gründers Werner Helnwein – Helene und Leopold – punktet noch mit ganz anderen Dingen. Zum Beispiel mit seinem einzigartigen Aussehen. Dieses ist nämlich in einem comicartigen 2D-Look gestaltet und bietet dem Gast ein außergewöhnliches Aufenthaltserlebnis.

 

 


Wohlfühlambiente für Zwei- und Vierbeiner: Auch Hunde bekommen hier eine Erfrischung aus den eigens entworfenen Eisbechern.
© Tim Walker

 

Das Design zieht sich im gesamten Designkonzept durch: Von den Wänden und Böden über die Theke bis hin zu den Servietten, den Eisbechern und den T-Shirts des Teams. Das farbliche Konzept ist einfach: Hier findet man ausschließlich weiße Flächen, die von schwarzen Kanten gerahmt sind und dem ganzen Interior das Erscheinungsbild einer Strichzeichnung verleihen. Ausnahmen gibt es absolut keine: Auch der Schmuck fehlt an den Wänden, um dem Produkt die ganze Bühne zu überlassen.

 


Schicke Unterwasserwelt: The Italian Club Seafood Wine Bar in Hongkong wurde von Pininfarina Architecture entworfen.
© Pininfarina Architecture

 

The Italian Club Seafood Wine Bar liegt mitten im Herzen des Soho-Viertels von Hongkong und bringt italienisches Flair in den dynamischen Bezirk. Um das ohnehin schon exklusive Geschmackserlebnis von Chefkoch Stefano Balsamo zu toppen, wurde das italienische Kreativbüro Pininfarina Architecture für das Design der Innenräume engagiert. Inspiriert wurde die Gestaltung von der Vielfalt des Meeres, dessen Kraft die Landschaft permanent verändert. Die Farbpalette trägt diesem Gedanken Rechnung, indem man oxidiertes Kupfer als Hauptfarbton verwendet, dem neutrale Töne gegenübergestellt werden. Dazu gesellen sich neutrale Töne wie Hellgrau und das Petrolgrün der Wandverkleidungen.

 

 


Urlaubsgefühl in der Großstadt:  Die Italian Seafood Wine Bar bietet italienisches Lebensgefühl mit allem auf und rund um den Tisch. 
© Pininfarina Architecture

 

In der Italian Seafood Wine Bar können die Gäste in ein mediterranes Erlebnis eintauchen, getragen von einem Design, das die Umgebung mit der Natur verbindet, ohne auf Eleganz und Komfort zu verzichten. Die perforierte Metallfassade am Eingang verleiht dem Raum durch den verdeckten „Durchblick“-Effekt den Hauch von Intimität. Sie führt in den Speisesaal, wo eine große textile Deckeninstallation an die Bewegung der Wellen erinnert, um den Gästen das Gefühl zu geben, direkt am Meer zu sein. Die harmonisch-ergonomisch geformten Sessel und Hocker haben ein Metallgestell aus gebürstetem Kupfer, ebenso wie die Tische aus Carrara-Marmor und die dekorativen Paneele in der Lounge.

 

 


Das vielfach ausgezeichnete Innenarchitekturbüro Stefano Tordiglione Design mit Sitz in Hongkong betreute das Restaurantprojekts vor Ort.
© Pininfarina Architecture


In den Sanitärräumen hat man den Eindruck, „Wasser" zu sein: die sanfte Beleuchtung und das gehämmerte Metall an der Decke unterstreichen die Idee des Eintauchens. Auf den Paneelen aus oxidiertem Metall sind mit einer Kupferfolie aufgetragene Grafiken zu sehen, inspiriert von der Bewegung der Unterwasserströmungen. Die Waschtischplatte aus Carrara-Marmor, die Armaturen und die mit gebürstetem Kupfer behandelten Metallakzente setzen das natürliche Gefühl des Restaurantdesigns nahtlos fort.

 


Regt die Sinne an: Das neue Restaurant Umami in den Giardini del Parterre des Parco Monumantale in Cortona.
© Andrea Bartolozzi Photographer

 

Als richtige Geschmacksache entpuppt sich das Restaurant Umami, ein kulinarischer Gruß aus Asien an die italienische Toskana. In der japanischen Kultur steht Umami für die fünfte Geschmacksrichtung, sinnlich und elegant. So war auch Emanuele Svettis Idee für das gleichnamige Design des neuen Lokals für den so genannten Parterre-Garten von Giuseppe Allegretti aus dem 19. Jahrhundert, inmitten des Monumental Parks von Cortona. Seit bereits 60 Jahren gibt es hier eine gastronomische Einrichtung zwischen jahrhundertealten Steineichen und Eichen, die nun mit qualitativ hochwertiger Fusionsküche einlädt. Das Konzept ist mutig, denn es geht gestalterisch mit seiner Umgebung und dem Ort mit seiner Geschichte ein wenig auf Konfrontation: provokant, jedoch stets auf Harmonie bedacht.

 

 


Architekt Emanuele Svetti bindet neben einem ausdrucksstarken Spiel von Licht und Schatten auch das Element Farbe stark mit ein.
© Andrea Bartolozzi Photographer

 

Das Restaurant mit einer Fläche von etwa 200 Quadratmetern erstreckt sich über zwei Etagen mit einer Kapazität von etwa 80 Plätzen. Im Obergeschoss steht der Innenraum im intensiven Dialog mit der Außenterrasse, die symbolisch durch ein messingverkleidetes Portal und die Begrünung der inneren und äußeren Trennwand geteilt wird, als wolle man den Übergang als Entwicklung eines neuen Innenraums symbolisieren. Die beiden Etagen sind durch eine Treppe verbunden, die früher steil und eng war, nun aber vom Studio überarbeitet und aufgewertet wurde, dank der geschickten Integration einer hinterleuchteten Decke für mehr Helligkeit und durch die Verwendung von hellen Tapeten, die mit der Umgebung kontrastieren, aber eine starke kulturelle Botschaft vermitteln.

 

 


Symbole und Symbolik: Mit einfachen, aber bewusst eingesetzten Details werden klare Botschaften kommuniziert.
© Andrea Bartolozzi Photographer


Ziel von Emanuele Svetti und seinem Team war es, eine Konfrontation zu schaffen, die zu einer Synergie mit der äußeren Umgebung führt: das Alte mit dem Neuen zu verbinden, das Glatte mit dem Rauen, das Ländliche mit dem Gebauten. Es galt die Umgebung durchlässig und hell machen und sich perfekt mit dem Grün der Parkvegetation verbinden, um einen optischen Effekt einer „natürlichen Fortsetzung“ zwischen dem Inneren und dem Äußeren des Gebäudes zu erreichen. All das gelang durch den geschickten Einsatz von Wänden aus vertikalem Grün und großen Fenstern. Beim Betreten der Terrasse, die mit einer Struktur aus Aluminium und Glas überdacht ist, kann der Besucher die herrliche Aussicht auf das Valdichiana genießen, die von den Hängen des Monte Amiata bis zu den Ufern des Lago Trasimeno reicht.

 


Noch drinnen oder schon draußen? Die räumlichen Grenzen im Umami lösen sich völlig auf.
© Andrea Bartolozzi Photographer

 

 

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